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Wirbelkörperhämangiom: Was der Zufallsbefund in der Bildgebung bedeutet

Ein Wirbelkörperhämangiom wird oft zufällig entdeckt. Erfahren Sie, was dieser gutartige Befund bedeutet und wann eine Behandlung sinnvoll ist.

Wirbelkörperhämangiom: Was der Zufallsbefund bedeutet

Sie hatten eine MRT-Untersuchung der Wirbelsäule, zum Beispiel wegen Rückenschmerzen, nach einem Unfall oder im Rahmen einer anderen Abklärung. Im Befund taucht plötzlich ein Begriff auf, der Ihnen unbekannt ist: Wirbelkörperhämangiom. Das lässt an „Tumor“ denken und löst bei vielen Menschen zunächst Sorge aus.

Die wichtigste Information gleich zu Beginn: In den allermeisten Fällen handelt es sich um einen harmlosen Zufallsbefund, der keine Behandlung erfordert. In diesem Artikel erklären wir, was ein Wirbelkörperhämangiom ist, welche Symptome auftreten können, wie die Diagnose gestellt wird und wann eine Therapie sinnvoll sein kann.

Was ist ein Wirbelkörperhämangiom?

Ein Wirbelkörperhämangiom ist eine gutartige Ansammlung von neugebildeten Blutgefäßen im Knochengewebe eines Wirbelkörpers. Vereinfacht gesagt handelt es sich um ein kleines „Blutschwämmchen im Knochen“. Medizinisch zählt diese Veränderung zu den Gefäßmalformationen und nicht zu bösartigen Tumoren.

Wirbelkörperhämangiome gehören zu den häufigsten gutartigen Veränderungen der Wirbelsäule. Wenn man gezielt danach sucht, finden sie sich bei etwa 10 Prozent der Bevölkerung. Die meisten Betroffenen wissen nichts davon, da die Veränderung keine Beschwerden verursacht. Frauen sind etwas häufiger betroffen als Männer, und die Entdeckung erfolgt meist im Erwachsenenalter.

Am häufigsten treten Wirbelkörperhämangiome in der Brustwirbelsäule auf, gefolgt von der Lendenwirbelsäule. In etwa 20 bis 30 Prozent der Fälle finden sich hämangiomtypische Veränderungen in mehreren Wirbelkörpern gleichzeitig. Auch das ist in der Regel unproblematisch.

Gut zu wissen: Ein Wirbelkörperhämangiom ist nicht bösartig und kann sich nicht zu Krebs entwickeln. In den meisten Fällen bleibt es über Jahre hinweg unverändert.

Symptome eines Wirbelkörperhämangioms: meist keine Beschwerden

Die überwiegende Mehrheit der Wirbelkörperhämangiome verursacht keinerlei Symptome. Sie werden zufällig entdeckt, wenn aus einem anderen Grund eine Bildgebung der Wirbelsäule durchgeführt wird. Viele Menschen leben ihr ganzes Leben mit einem solchen Befund, ohne jemals etwas davon zu bemerken.

Nur selten, in weniger als 1 Prozent der Fälle, verursacht ein Wirbelkörperhämangiom Beschwerden. Dies betrifft meist größere oder ungünstig gelegene Veränderungen. Mögliche Symptome sind:

Wichtig ist: Wenn bei Ihnen ein Wirbelkörperhämangiom entdeckt wurde und Sie bereits zuvor Rückenschmerzen hatten, ist das Hämangiom meist nicht die Ursache. Rückenschmerzen haben häufig andere Gründe wie Muskelverspannungen, Bandscheibenveränderungen oder altersbedingte Abnutzungserscheinungen.

Wichtig: Ein sichtbarer Befund in der Bildgebung ist nicht automatisch die Ursache von Beschwerden. Die klinische Einordnung ist entscheidend.

Diagnose und Rolle der Bildgebung

Die Diagnose eines Wirbelkörperhämangioms erfolgt ausschließlich durch bildgebende Verfahren. Die Veränderungen weisen typische Merkmale auf, die erfahrene Radiologen in der Regel sicher erkennen können.

Röntgen

Auf Röntgenaufnahmen können größere Hämangiome durch ein charakteristisches Streifenmuster auffallen, das durch verdickte, vertikal verlaufende Knochenbälkchen entsteht. Kleinere Hämangiome sind im Röntgen oft nicht sichtbar.

Computertomographie (CT)

In der CT zeigen sich Wirbelkörperhämangiome mit einem typischen „Pünktchenmuster“ in den Querschnitten. Dieses entsteht durch die Kombination aus verdickten Knochenbälkchen und dazwischenliegendem fettreichem Gewebe.

Magnetresonanztomographie (MRT)

Die MRT ist besonders gut geeignet, um Wirbelkörperhämangiome darzustellen. Typische Hämangiome erscheinen sowohl in T1- als auch in T2-gewichteten Sequenzen signalreich. Dieses Muster erlaubt meist eine eindeutige Diagnose.

Daneben gibt es sogenannte atypische Wirbelkörperhämangiome mit geringerem Fettanteil. Sie sehen in der MRT anders aus und können auf den ersten Blick verunsichern. Auch diese Veränderungen sind in der Regel gutartig, müssen aber sorgfältig von anderen Ursachen abgegrenzt werden. In solchen Fällen kann eine Verlaufskontrolle sinnvoll sein.

Beruhigend: Moderne Bildgebung erlaubt in den meisten Fällen eine klare und sichere Einordnung des Befundes.

Behandlung: meist nicht erforderlich

Die große Mehrheit der Wirbelkörperhämangiome muss nicht behandelt werden. Wenn keine Beschwerden bestehen und der Wirbelkörper stabil ist, sind weder Therapie noch regelmäßige Kontrollen notwendig.

Wann ist eine Behandlung sinnvoll?

Eine Therapie wird nur in Ausnahmefällen erwogen, zum Beispiel wenn:

Mögliche Behandlungsverfahren

Vertebroplastie oder Kyphoplastie: Stabilisierung des Wirbelkörpers durch Einspritzen von Knochenzement.

Embolisation: Gezielter Verschluss der Blutgefäße, die das Hämangiom versorgen.

Strahlentherapie: In ausgewählten Fällen zur Schmerzreduktion und Größenstabilisierung.

Operation: Nur sehr selten notwendig, etwa bei neurologischen Ausfällen.

Entscheidung: Die Wahl der Therapie hängt immer von der individuellen Situation ab und wird interdisziplinär getroffen.

Prognose und Alltag

Die Prognose bei Wirbelkörperhämangiomen ist ausgezeichnet. Es handelt sich um gutartige Veränderungen ohne bösartiges Potenzial. Die meisten bleiben lebenslang unauffällig.

Für den Alltag bedeutet die Diagnose in der Regel keine Einschränkung. Sport, Bewegung und normale Belastung sind meist problemlos möglich. Empfohlene Kontrollen dienen der Sicherheit und nicht, weil eine Verschlechterung zu erwarten ist.

Fazit

Ein Wirbelkörperhämangiom ist fast immer ein harmloser Zufallsbefund. Moderne Bildgebung erlaubt eine sichere Diagnose und klare Abgrenzung von gefährlichen Veränderungen. Eine Behandlung ist nur selten notwendig. Entscheidend ist eine ruhige, fachkundige Einordnung des Befundes. In den meisten Fällen bedeutet die Diagnose keine Erkrankung, sondern lediglich eine Erklärung für das, was auf den Bildern zu sehen ist.

Medizinisch geprüft von Dr. med. D. Schroth, Facharzt für Radiologie · Zuletzt aktualisiert am 2. Januar 2026

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