Was ein MRT-Befund der Lendenwirbelsäule wirklich bedeutet – und warum Begriffe wie Prolaps, Protrusion oder Sequester oft missverstanden werden. Eine Orientierungshilfe für Patientinnen und Patienten.
2. August 2025
Beim Lesen eines MRT-Befunds der Wirbelsäule verliert man als Patient:in vor lauter Fachbegriffen schnell den Überblick. Warum steht im radiologischen Bericht etwas von „Protrusion“, „Extrusion“ oder „Sequester“, obwohl man doch eigentlich vor allem wissen will: Habe ich nun einen Bandscheibenvorfall oder nicht? Und wenn ja – ist das gefährlich? Muss ich operiert werden? Oder geht das wieder weg?
In diesem Artikel helfen wir Ihnen, häufige MRT-Begriffe zur Lendenwirbelsäule besser zu verstehen – und zeigen, warum die genaue Bezeichnung entscheidend ist, wenn es um Therapieentscheidungen geht.
Rückenschmerzen gehören zu den häufigsten Beschwerden in Deutschland. Meist bessern sie sich innerhalb weniger Wochen auch ohne bildgebende Diagnostik. Ein MRT wird dann empfohlen, wenn:
Die Magnetresonanztomographie (MRT) ermöglicht eine detaillierte Darstellung von Bandscheiben, Nerven und Weichteilen – ist also sehr hilfreich, birgt aber auch die Gefahr: Viele Veränderungen sind altersbedingt und nicht automatisch der Grund für die Schmerzen.
Wenn die Bandscheibe „vorfällt“, bedeutet das: Anteile des Gallertkerns (Nucleus pulposus) treten aus dem Faserring (Anulus fibrosus) aus – meist nach hinten in Richtung Nervenwurzel oder Spinalkanal. Doch wie stark diese Veränderung ist, unterscheidet die moderne Radiologie sehr genau:
Der Begriff „Prolaps“ ist problematisch, weil er nicht eindeutig definiert ist. Manche Radiologen verwenden ihn synonym mit „Extrusion“, andere meinen damit jede Art von Vorfall, inklusive Protrusion. Deshalb lohnt es sich, im Zweifelsfall nachzufragen oder eine Zweitmeinung einzuholen.
Wichtig ist: Nicht jede bildgebende Veränderung erfordert eine Operation. Viele Bandscheibenveränderungen – selbst Extrusionen oder Sequester – können mit konservativen Maßnahmen behandelt werden, z. B.:
Nur bei anhaltenden Lähmungen, ausgeprägtem Schmerzsyndrom oder Blasen-/Mastdarmstörungen wird meist eine Operation empfohlen.
Nich nur weil noch immer Begrifflichkeiten wie „Prolaps“ oder „Vorfall“ uneinheitlich verwendet werden und oft mit Unsicherheit verbunden sind, ist eine radiologische Zweitmeinung in folgenden Situationen besonders sinnvoll:
Eine fundierte Zweitmeinung kann helfen, Ihre Beschwerden und den Befund in Zusammenhang zu bringen – und Therapieentscheidungen auf eine sichere Basis zu stellen.
Ein MRT zeigt viele Details – manchmal sogar mehr, als für die eigentliche Frage relevant ist. Viele bildgebende Veränderungen sind altersbedingt und müssen nicht die Ursache für Schmerzen oder Einschränkungen sein. Ob ein „Bandscheibenvorfall“ wirklich operativ behandelt werden muss oder ein konservatives Vorgehen möglich ist, hängt immer auch vom klinischen Gesamtbild ab. Diese Abwägung erfordert Expertise und langjährige Erfahrung.
Zuletzt aktualisiert am 4. August 2025